GRÜNDUNG

Gründe jetzt!
Warum unsere Bedenken unbedenklich sind.

Paul Schütz, Founder & Managing Partner, Hamburg

8. Februar 2018

‚Man sollte mal was Eigenes machen.‘

Genau diesen Satz hört man immer wieder. Im Freundeskreis, in der Familie, im Kollegium.

Doch was hält uns zurück?

Wenn man sich die große, weite Welt der Motivational Slogans anschaut, erkennt man, dass der Großteil davon aus den USA stammt. Dort sind die Go-Getters, die Entrepreneurs, die ganz harten Hunde, die aus dem Nichts ein Imperium hochziehen. Und was ist mit Deutschland? Sind wir nicht das Land der Dichter und Denker? An Poesie für die Wirtschaft sollte es nicht mangeln. Und doch sind wir Jahr für Jahr eher eine Randnotiz, wenn es um das nächste große Ding geht. Deutschland gilt nicht gerade als das Paradies für Gründer. Alle suchen nach dem Gründergeist, dem Mut etwas Neues zu wagen. Die Ideen sind da. Und Geld von Investoren für kostenintensive Gründungen gibt es zu Genüge.

Was ist also das Problem?

Unsere Gründung bei Archer Creative war, finanziell betrachtet, relativ simpel. Wir hatten Geld angespart und konnten somit unsere Agentur bootstrappen. Keine Kredite aufnehmen zu müssen, und nicht auf den renditeeifrigen Geldbeutel von Business Angels angewiesen zu sein, nimmt schon einmal viel Druck. Und dennoch haben wir uns lange Zeit viele Gedanken gemacht.

Gedanken um Bürokratie, Gedanken um den Job, den man aufgibt, Gedanken um die Familie und was sie dazu sagen wird – wollen wir wirklich die Sicherheit eines guten Jobs aufgeben und alles in die eigene Hand nehmen? Haben wir überhaupt das Zeug dazu, ein eigenes Unternehmen aufzubauen?

Genau in diesen Gedanken sind alle (vermeintlichen) Probleme verankert, warum „Man sollte endlich mal was Eigenes machen!“ so oft doch nur ein Traum bleibt, über den man nach Feierabend mit Freunden spricht.

Doch wie relevant sind diese Sorgen eigentlich? Schauen wir sie uns mal im Einzelnen an:

BÜROKRATIE — Ja, Deutschland ist für Gründer ein kleiner bürokratischer Albtraum. Während man zum Beispiel in Estland eine Gründung und den nötigen Papierkram mittlerweile mit ein paar Klicks erledigen kann, gibt es hier zahlreiche Ämter. Und diese muss man zwangsweise abklappern. Finanzämter, Handelskammern, Gewerbeämter – die Liste ist lang. Und die notwendigen Formulare noch länger. Aber wenn man sich erstmal einen Überblick verschafft hat, ist es alles halb so wild. ‚Einfach machen‘ ist hier die beste Strategie. Und Hilfe gibt es zu Genüge. Alles was man braucht, ist Zeit und Geduld.

 

Eine Gründung ist ein Sprung ins Ungewisse. Doch genau hier versteht man erst wer man ist.

DER SICHERE JOB — Sicherheit. Es ist ein warmes und kuscheliges Bett. Ich gehe so und so viele Stunden pro Woche für jemanden arbeiten und habe dafür Sicherheit. Ein schönes Konzept. Doch wie sicher ist man wirklich? Befristete Verträge, steigende Anforderungen und ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken drängen das klassische Sicherheitsverständnis in die Ecke. ‚Grind or Die‘ gilt heutzutage auch für Angestellte. Und wenn man nicht 100% zufrieden ist mit dem was man tut, wird diese vermeintliche Sicherheit eher zum Trostpflaster. Seht den anfänglichen Ausfall eines geregelten Einkommens als genau das was es ist: eine Investition in euch selbst. Und seit wann ist eine Investition in sich selbst jemals eine schlechte Idee?

WAS SAGT X DAZU? — Hier liegt meines Erachtens die Crux jeder Gründeridee. Wir haben Angst. Und davon viel zu viel. Als soziale Wesen wollen wir instinktiv dazugehören. Anerkennung. Und genau diese projizierte Angst hält uns dann zurück. Aber warum? Warum sollte man sich von wem auch immer implizit diktieren lassen, wie man sein eigenes Leben zu leben hat? Ihr erinnert euch: Wir haben nur dieses eine Leben. Sollte man dann nicht genau auf die Person hören, die wirklich Entscheidungsgewalt hat: sich selbst? Leute, die euch wirklich lieben und verstehen, werden euch sowieso bei allem unterstützen was ihr angeht. Und für alle anderen gilt: mind your own business. Meistens führt das Augenrollen der anderen auf deren eigene Unsicherheit zurück. Weil ich das nicht kann, dann sollst du das gefälligst auch nicht können. Will man wirklich auf diese Leute bauen?

Alles was uns zurückhält, ist am Ende des Tages unbedeutend. Und diese Tatsache macht uns frei.

KANN ICH DAS WIRKLICH? — Es ist kein Meister vom Himmel  gefallen. Klar, manche Leute haben Talent. Aber Talent bedeutet nichts, wenn man es nicht in die Tat umsetzt. Deswegen ist die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob man wirklich das Zeug dazu hat, es direkt anzugehen und zu arbeiten. Und auf diesem Weg so viel Wissen einzusaugen, wie es nur geht. Als wir Archer Creative angingen, hatte ich beispielsweise keinen Schimmer von einer ordentlichen Buchhaltung – aber wenn es sein muss, lernt der Mensch extrem schnell. Wenn man den Fokus seiner Unternehmung versteht und das eigentliche Handwerk beherrscht, werden einen die kleinen Dinge rund um diese Idee nicht scheitern lassen. Man lernt sie einfach dazu. Und warum sollte man sich von den kleinen Dingen stoppen lassen?

 

Alles was uns bei diesen ganzen Sorgen zurückhält, ist am Ende des Tages unbedeutend. Und diese Tatsache macht uns frei.