SOCIAL MEDIA MARKETING

Vero True Social: Der neue Instagram Killer? 

Paul Schütz, Founder & Managing Partner, Hamburg

6. Februar 2018

Wenn man in der vergangenen Woche die Entwicklung im AppStore beobachtet hat, ist es einem schnell ins Auge gesprungen: Die Social Media Plattform Vero hat sich innerhalb weniger Tage an die Spitze der Charts hochgekämpft. Was steckt hinter dieser neuen App wirklich? Und muss der aktuelle Champion Instagram sich in Acht nehmen?

Vero – das sozialere Social Network?

Interessanterweise ist Vero keine neue App. Bereits seit 2015 können User über die Plattform Bilder und Empfehlungen in Form von Musik, Filmen und Links teilen. Dabei kann man selbst entscheiden, wer diese Postings sieht.

Hinter der App steckt der Milliardär Ayman Hariri, Sohn des ehemaligen Premierministers Libanons Rafik Hariri. Bevor Ayman Hariri ins Social Media Business einstieg, war er als stellvertretender CEO von Saudi Oger, einem der größten Bauunternehmen Saudi Arabiens, tätig. Das Familienunternehmen machte jedoch 2017 die Türen dicht, nachdem Meldungen über Korruption zum Vorschein kamen. Mitarbeiter wurden über Monate hinweg nicht bezahlt. Nicht ganz unproblematisch.

Ayman Hariri fokussiert sich nun also auf Social Media. Und hat mit Vero einen vermeintlichen Hit gelandet. Vero ist „der heisseste Scheiß“. Das liegt vor allem an zwei Trümpfen: Im Gegensatz zu Instagram ist der Vero Feed chronologisch. Kein Algorithmus entscheidet, ob man einen Beitrag sieht oder nicht. Zweitens verzichtet Vero auf Werbung und legt höchsten Wert auf die Privatsphäre seiner Nutzer.

In Veros Manifesto wird dies deutlich:

 

Vero True Social – der User im Mittelpunkt

Laut Vero reduzieren andere Social Networks die User auf Follower. Authentizität gehe verloren. Deswegen will Vero das wahre Social Network sein. Eine Plattform von Menschen für Menschen – nicht für Werbekunden.

Für Vero sind die User die Kunden. Darauf baut auch das Geschäftsmodell. Die ersten 1.000.000 User erhalten kostenfreien Zugriff auf die Plattform. Danach greift ein Subscription-Service. Ein interessanter Ansatz, der Vero tatsächlich auch langfristig zu einer werbefreien Plattform machen könnte. Doch nun gab es eine neue Ankündigung. Aufgrund des großen Andrangs auf Vero, wurde die kostenfreie Anmeldung auf unbestimmte Zeit verlängert:

 

Was steckt hinter dieser Taktik? Will man den Hype nicht ausbremsen? Was passiert danach? Wird das gesamte Geschäftsmodell umgekrempelt? Alles nur Schein? Will Vero nur fix den Hype nutzen, User sammeln und dann abkassieren? Das werden wir sicherlich in den nächsten Tagen und Wochen mitverfolgen können.

Die Mädels und Jungs von OnlineMarketingRockstars haben vor ein paar Tagen analysiert, warum Vero gerade jetzt plötzlich einen krassen Hype ausgelöst hat. Die lange Antwort findet ihr in ihrem Beitrag mit dem wunderbaren Titel „Veros schlüpfriges Geheimnis“. Die kurze Antwort: Anscheinend wurden massenweise leichtbekleidete Influencer angeheuert, um für Vero die Werbetrommel zu rühren. Zusammen mit der problematischen Vergangenheit des Gründers, ist also auch schon der erste Shitstorm am brodeln.  

Doch nun werfen wir mal einen Blick auf das Social Network selbst.

 Ist Vero wirklich ein Instagram-Killer?

 Nein. Zumindest in diesem Zustand nicht.

Die App ist mehr als buggy. Es kann natürlich am aktuell explodierenden Traffic liegen, aber in unserer bisherigen Testzeit schmierte die App gefühlt alle 5 Minuten ab. Menüs laden nicht. Von flüssigem Scrollen keine Rede. Mehr als ärgerlich. Ein Instagram-Killer sollte seinen Traffic im Griff haben.

Die Tatsache, dass man Links zu Websites teilen kann, gefällt uns persönlich sehr. Der Look and Feel erinnert an eine Old-School-Variante von Instagram, die Funktionalität ähnelt dabei dem alten Facebook News Feed.

Aktuell ist es schwer zu sagen, ob Vero sein Potenzial nutzen wird. Die Tatsache, dass beispielsweise Facebook die junge Plattform tbh (to be honest) innerhalb kürzester Zeit geschluckt hat und sich an Vero uninteressiert zeigt, spricht zumindest nicht für Vero als „next big thing“.

In der Zwischenzeit werden wir Vero weiterhin im Auge behalten – vorausgesetzt, dass die wacklige Performance uns nicht den letzten Nerv raubt.