SOCIAL MEDIA MARKETING

To tweet or not to tweet? Twitter Content für Unternehmen.

Paul Schütz, Founder & Managing Partner, Hamburg

25. Juli 2018

Twitter gehört mit seinen 12 Jahren auf dem Buckel bereits zu den Senioren im Social Media Geschäft. Und obwohl die Plattform weltweit über 350 Millionen Nutzer vereint (in Deutschland sind es gut 5 Millionen aktive User) und damit definitiv in jeder Social Media Marketing Strategie inkludiert werden sollte, tun sich vor allem Unternehmen auch noch heute sehr schwer damit, diesen Kanal mit Content zu füttern.

 

Twitter for Business – die Mythen.

 „Twitter ist zu schnell.“

„Twitter erfordert zu viele Ressourcen für zu wenig ROI.“

„Twitter passt nicht zu unserer Zielgruppe.“

So oder so ähnlich fallen oftmals die Aussagen von Marketingverantwortlichen aus, wenn man sich über den zwitschernden Vogel unterhält. Doch solche Aussagen zeugen in den meisten Fällen einfach von schlechter Recherche bzw. mangelnder Kenntnis.

Zum Thema Geschwindigkeit lässt sich nur eins sagen: Willkommen in der neuen Welt! Social Media ist schnell – vollkommen egal, welche Plattform man nutzt. Nutzer auf jeder Plattform erwarten Content. Entsprechend sollte man in Sachen Social Media eine Sache klipp und klar verstehen: Wer gewinnen will, muss schnell sein. Jeden Tag. Das Problem, das viele Marketingverantwortliche haben, ist, dass sie Social Media Content mit klassischem Print und TV Content verwechseln bzw. gleichsetzen. Wenn man für einen TVC 500.000 EUR investiert und dieser vom ersten Entwurf zum finalen Produkt zwei Monate Laufzeit braucht, ist das eine Sache. Social Media Content funktioniert anders.

Bezüglich des ROI: Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Twitter verbucht täglich zwei Milliarden Suchanfragen von Nutzern. Hier als Business nicht präsent zu sein, ist einfach verspielte Equity. Gleichzeitig sinkt der Kostenfaktor (Cost per User Engagement) jährlich um 54%. Das liegt jedoch nicht daran, dass Twitter Nutzer nicht mehr aktiv auf der Plattform sind. Ganz im Gegenteil: Twitters Reportings bezeugen, dass die Nutzer immer aktiver werden: Die Engagement-Zahlen steigen jährlich um 99%.

Twitter passt nicht zur Zielgruppe? Wenn die Zielgruppe aus Fleisch und Blut ist und zur Spezies der Homo Sapiens zählt, dann ist Twitter sehr wohl ein Treffer für die Zielgruppe. Ich würde sogar so weit gehen und sagen: Twitter ist eines der menschlichsten (= ehrlichsten) Social Networks. Während Instagram, Facebook, Pinterest und Co. ideal für Branding, Inspiration und auch direkte Sales sind, ist Twitter der König des Face-to-Face-Marketings. Eine gelungene Unterhaltung ist alles was es braucht, um aus einem Fremden einen Fan zu machen.

 

Twitter Content für Brands – so geht’s.

Twitter bietet Unternehmen eine großartige Chance, das eigene Netzwerk zu erweitern, der Brand ein menschliches Gesicht zu geben und Kundennähe und Service nicht nur zu predigen sondern wahrlich zu leben.

Man muss sich nur einmal Elon Musk und seine Präsenz auf Twitter anschauen. Tesla wird ohne Ende gehyped, obwohl das Unternehmen alles andere als rosig läuft. Einer der Gründe ist meines Erachtens Musks Präsenz und Charisma – welches er primär über Twitter versprüht.

Und direkt bei Musk kann man die goldene Regel für guten Twitter Content ablesen: CONVERSATION FIRST, SALE SECOND.

Musk nutzt Twitter (sowohl seinen, als auch den offiziellen Tesla Twitter Account) nicht dafür, die Leute zu einem Kauf zu überreden. Vielmehr geht es um die Geschichten rund um das Unternehmen, die Philosophie und die Technologie hinter den schicken Karosserien.

Es heißt nicht umsonst, dass Leute nicht das Produkt, sondern die Story dahinter kaufen. Das sollte die erste Prämisse für Twitter Content sein.

 

Twitter – auch für Conversion.

Natürlich kann Twitter auch als Conversion-Kanal genutzt werden. Vorher sollte jedoch eine Beziehung zu den Followern aufgebaut werden. Doch wie stellt man das an? Eine Sales-Message kann Follower schnell verjagen.

Social-Media-Wunderkind GaryVee hat eine schöne Lösung dafür: In seinem Buch „Jab, Jab, Jab, Jab, Right Hook“ spricht Gary Vaynerchuk über die Idee, immer wieder Nutzen anzubieten – was er als Jab bezeichnet – um irgendwann einmal etwas dafür zu verlangen – Right Hook.

Übersetzt heißt das:

„Jab, Jab, Jab, Jab, RIGHT HOOK“ = „Gib, gib, gib, gib, FRAG“

Das ist genau wie beim Boxen, wo der Jab eingesetzt wird, um den K.O.-Schlag (der ein rechter Haken sein könnte!) vorzubereiten.

Demnach sollte man seinen Nutzern konstant immer wieder kleine Happen servieren, von denen man nicht direkt profitiert. Man liefert Content, unterhält, hilft und nimmt an Konversationen teil. All das sind die kleinen Jabs, die Vertrauen aufbauen, eine Beziehung zwischen Brand und Nutzer wachsen lassen und einen direkten Draht zwischen Marke und potentiellem Kunden herstellen.

Ist diese Verbindung stark genug, kann man zum Right Hook ansetzen. Man kann beispielsweise ein Produkt bewerben, nach einem Content Share bitten, einen Link zu weiterführendem Content vorstellen etc.

Wenn man vorher genug gegeben hat, kann man auch erfolgreich nach etwas fragen.

Twitter ist in erster Linie ein Social Network. Menschen sind dort, um miteinander zu kommunizieren.

Natürlich möchte man als Unternehmen seine Produkte und Dienstleistungen bewerben – das Geheimnis liegt jedoch in der richtigen Dosis.

 

Twitter Bot Automation – NEIN.

Nichts ist schlimmer als Bots. PUNKT. Bitte, bitte, bitte. Bevor man als Unternehmen einen Twitter Bot einsetzt, der wahllos Usern folgt und entfolgt, vordefinierte DMs verschickt und Tweets mit einem bestimmten Hashtag automatisch retweetet, sollte man lieber keinen Twitter-Kanal pflegen.

Nichts ist zerbrechlicher als die Beziehung zu einem Menschen. Respektiert eure potenziellen Kunden und Fans. Wenn man Twitter in den Marketingmix aufnimmt, sollte man es ernst nehmen. Und das beinhaltet einen echten Menschen, der den Kanal pflegt.

 

Twitter Strategie – Zeit für den Einzelnen.

Twitter ist persönlich. Nur wenn man sich die Zeit nimmt, sich mit dem Einzelnen auf eine respektvolle und kooperative Ebene zu begeben, wird die eigene Twitter Content-Strategie aufgehen.

Eine bedachte Investition in den Aufbau von echten Beziehungen bei Twitter kann weit reichen. Im besten Fall führt sie langfristig zu einer größeren Markenbekanntheit, einer höheren Kundenzufriedenheit und ja, zur bedeutsamen Umsatzsteigerung.

280 Zeichen können viel bewegen. Man muss nur die richtigen wählen.