SOCIAL MEDIA MARKETING

Instagram Shopping: Warum Brands und Influencer jetzt reagieren müssen.

Paul Schütz, Founder & Managing Partner, Hamburg

4. April 2018

Instagram wird erwachsen. Mit dem Rollout der Shopping-Funktion in den USA, Australien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien pirscht die Fotoplattform ins knallharte eCommerce Business. Was bedeutet das für Nutzer des sozialen Netzwerks? Und: Muss Amazon sich fürchten?

Instagram: Eine Wette, die sich auszahlt.

2012 kauft Facebook die aufstrebende Fotoplattform Instagram. Mark Zuckerberg zahlt stolze 1.000.000.000 US-Dollar für ein Unternehmen mit 13 Mitarbeitern. Verrückt sagen die Einen. Andere sehen es als Wette auf die Zukunft. Sechs Jahre später kann man es nicht anders formulieren: Instagram war der beste Deal der Internetgeschichte.

Zum Zeitpunkt der Akquisition zählte Instagram 30 Millionen Nutzer. Es gab keine Monetarisierung der User und keine Strategie, das kostenfreie Netzwerk profitabel zu machen. Die App startete als Freizeitprojekt von Google-Mitarbeiter Kevin Systrom.

In sechs Jahren gelang es Facebook, aus einem vielversprechenden Startup einen Social-Media-Goliath zu bauen. 800 Millionen aktive Nutzer zählt die Plattform heute, 500 Millionen öffnen die App dabei täglich. Und das Wachstum rast weiter steil nach oben.

Instagram ist es dabei zu verdanken, dass Menschen auf der ganzen Welt einen neuen Traumjob entdeckt haben: Influencer. Mit Einführung der Sponsored Posts hat sich das Unternehmen eine lukrative Geldeinnahme gesichert. Doch das war erst der Anfang.

Mit Instagram Shopping startet Facebook nun die eCommerce-Offensive auf seinem vielversprechendsten Produkt. Die Ankündigung des Rollouts strotzt dabei vor Euphorie:

„Instagram ist für unsere Nutzer ein Raum, in dem sie Neues entdecken und ihre Leidenschaften mit anderen teilen. Mit Shopping auf Instagram geben wir dieser Entdeckungslust eine neue Dimension, denn nun bietet die Plattform den Benutzern ein virtuelles Schaufenster, in dem sie die Produktneuheiten der Unternehmen hautnah mitverfolgen können, denen sie auf Instagram folgen. Durch den einfachen Zugriff auf Preise und Produktangaben können sich die Shopper durch Antippen der Beiträge in ihrem Feed oder über den Shop-Button eines Unternehmensprofils näher über die Produkte eines Anbieters informieren.

Über 200 Millionen Konten besuchen täglich ein oder mehrere Unternehmensprofile, und vor diesem Hintergrund bietet Shoppen auf Instagram den Unternehmen nun mehr Möglichkeiten zum Präsentieren ihrer Produkte, und die Benutzer haben mehr Zeit, sich in das Produktangebot ihrer bevorzugten Marken zu vertiefen.“

Instagram Shopping in Deutschland

Es ist nun also soweit. Instagram Shopping startet in Deutschland durch. Shoppable Content wird 2018 garantiert zum Buzzword der Online-Marketing-Szene. Die zwei größten Player: Pinterest mit Buyable Pins und Instagram.

Dabei verspricht Instagram ein richtiger Goldesel zu werden. Wie Philipp Westermeyer in seiner Eröffnungsrede bei den Online Marketing Rockstars 2018 anmerkte, können mit Instagram deutlich höhere Produktpreise aufgerufen werden. Die Nutzer sind kauffreudig und zahlungskräftig. Verkauft man bei Amazon ein Hemd für 20 Euro, kann man bei Instagram locker das Doppelte verlangen. Nur einer der Gründe, warum Influencer Marketing aktuell so begehrt ist. Amazon, der amtierende eCommerce-König, muss jetzt reagieren. Eine Shopping-Funktion bei Twitch? Denkbar.

Wie funktioniert Instagram Shopping?

Instagram versteht es aktuell wie kein anderes Social Network, Leute zum Konsum zu inspirieren. Doch bisher war es ein umständliches Prozedere Artikel, die wir bei Instagram sehen, tatsächlich auch zu kaufen. Mit Instagrams One-Tap-Shopping-Experience wird sich das drastisch ändern.

Gewöhnt euch an das kleine Einkaufstüten-Icon in Instagram Postings. Mit einem Klick auf das Symbol werden euch die gezeigten Produkte im Posting inklusive Preis als Tags angezeigt. Ein weiterer Klick auf das Produkt bringt euch zum Checkout. So einfach kann Online-Shopping sein.

Aktuell funktioniert Instagram Shopping nur für Business Accounts, die physische Produkte anbieten. Das Unternehmen muss seinen Sitz in den USA, im Vereinigten Königreich, in Australien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien oder Brasilien haben. Des Weiteren muss das Instagram Konto mit einem Facebook-Katalog verbunden sein.

Instagram Shopping & Influencer Marketing

Wie man sieht, können Influencer-Kooperationen aktuell nicht mit Instagram Shopping verbunden werden, da man Produkte nur über den unternehmenseigenen Account vertreiben kann.

Es wird interessant sein zu sehen, wie sich Instagram Shopping auf den Influencer-Marketing-Trend auswirken wird. Eine berechtigte Frage ist: Warum sollte ich Influencer bezahlen, wenn ich deren Follower über Instagram Shopping mit meinem eigenen konversionsstarken Content direkt ansprechen kann?

Meines Erachtens sieht man hier, warum Instagram Shopping der Grund dafür sein wird, dass Influencer Marketing jetzt reagieren, erwachsen und professioneller werden muss. Schluss mit den oberflächlichen Posts von hübschen Menschen, die ohne Kontext Produkte im Bild platzieren. Die Nutzer haben diese schlechten Werbepromotions doch längst durchschaut. An dieser Stelle ein Verweis auf die großartige Facebook-Seite Perlen des Influencer-Marketings, die grauenhaftem Influencer Content den Spiegel vorhält.

Influencer Marketing muss sich professionalisieren und den Grundpfeiler seiner Existenzberechtigung leben. Mit jedem Posting. Influencer haben im besten Fall eine loyale Community um ihre Personal Brand gebaut. Follower vertrauen und hören auf das, was ihre Social-Media-Stars sagen. Guter Content macht den Unterschied. Deswegen wird eine integrierte Kampagnenstrategie jeden Tag wichtiger.

Wenn eine Brand mit Hilfe von Influencern eine Story baut, diese kohärent auf den jeweiligen Kanälen erzählt und die Brand Awareness mit Instagram Shopping organisch konvertiert, werden Influencer und Instagram Shopping zu einer mächtigen Waffe. Aber dafür benötigt es intelligente Kampagnen mit intelligentem Content.

Es wird also Zeit, dass Marketingverantwortliche, Agenturen und Influencer ihre Hausaufgaben machen. Fangen wir an.